Die Geschichte von Schenkenschanz

Schenkenschanz hat eine sehr bewegte und interessante Geschichte.

Dr. G. Leibold schreibt 1906 darüber im »Clever Kreisblatt«.

Hier eine wörtliche, auszugsweise Wiedergabe daraus:

»... In dem grünen Revier der Schenkenschanz habe ich immer mit Vergnügen geweilt. Besonders gern an schönen Sommermorgen, wenn wolkenlos und hochgespannt der Himmel über der Ebene blaute und prall und blendend das Sonnenlicht von den flimmernden Wellen des leise rauschenden Stromes wiederspiegelte. Nicht minder an schönen Lenz- und Herbstnachmittagen.
Abendrot bei
SchenkenschanzDie farbenprächtigen Sonnenuntergänge gibt es auch heute noch.
Foto: Bos-Echterhoff
Nirgendwo auf niederrheinischer Ebene schauest du farbenprächtigere Sonnenuntergänge! Mag der niedersinkende Glutball die Kuppen der Wolkenburgen wie schimmernde Schneefirnen der Hochalpen erglänzen lassen oder hinter Riesenwolken schwebend und ihre getürmten, geballten, geschichteten Massen mit Goldrändern säumend in strahlendem Feuer den Horizont berühren. Übergossen von bläulichem Schimmer liegen dann in weichen Linien die Hügelhöhen diesseits und jenseits des Stromes im Abendschein da, und von ihren Kuppen heben sich scharfgeschnitten die Turmsilhouetten der Clever Schwanenburg und der altersgrauen Vituskirche auf dem Eltenberg ab.

Ein Bild tiefsten Friedens. Und doch ist es hier nicht immer so gewesen. Im Gegenteil. Kein Ort am ganzen Niederrhein hat zu Zeiten so von Krieg und Kriegsgeschrei widergehallt als gerade die Schenkenschanz. Lang, lang ist's freilich her. Zwei, drei Jahrthunderte. Kein Platz an Hollands Grenzen ist wiederholt so heiß umstritten gewesen, kein Flecken niederrheinischen Bodens ist so mit Blut gedüngt, wie dieses weltverlassene Dörfchen, das ehemals eine mit hohen Wällen und starken Bastionen umgürtete Festung war, der Schlüssel der Niederlande im 16. und 17. Jahrhundert. Holländisches, spanisches, französisches Kriegsvolk hat sich hier zu wiederholten Malen blutige Köpfe geholt, mit eherner Sprache begrüßte sich hier verschiedentlich das grobe Geschütz der Wall- und Feldkarthaunen. Wie oft mögen hier die Trommeln gewirbelt, die Alarmhörner vor und hinter den Festungswerken gegellt haben, von deren Zinnen nacheinander das Geusenbanner, die Bettlerflagge der Generalstaaten, die Fahne Spaniens mit dem Löwen von Leon und den Türmen von Castilien, das Lilienbanner der französischen Könige und der rote Adler Kur-Brandenburgs wehten. ...«


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