Die Geschichte von Schenkenschanz

»... Seine Entstehung verdankt Schenkenschanz jenem denkwürdigen achtzigjährigen Kriege zwischen der jungen holländischen Republik und der spanischen Weltmonarchie, der in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts einsetzte und erst um die Mitte des 17. Jahrhunderts mit der offiziellen Anerkennung Hollands als selbständigen souverainen Staates durch die europäischen Mächte seinen Abschluß fand. Holland stritt in diesem Riesenkampfe, der fast einzig in der Weltgeschichte dasteht, für seine politische Unabhängigkeit, für seine wirtschaftliche Ausdehnung in Europa und auf dem Ozean, für seine Kultur und sein Bekenntnis. Der wechselvolle Entscheidungskrieg, in den Geschichtsannalen als »der Abfall der Niederlande« bekannt, wurde mit heldenmütiger Bravour von den niederländischen Provinzen durchgefochten. Bedeutungsvoll wurde er aber nicht nur für diese allein, sondern für die ganze Welt. Die Geschicke der Menschheit, so hat einer der größten Geschichtsforscher des vergangenen Jahrhunderts, Leopold Ranke, geurteilt, lagen damals auf der Wagschale. Eine der weltgeschichtlichsten europäischen Krisen, die Entscheidung über die
Schenkenschanz Ein Buch über Schenkenschanz mit einem Ausschnitt des Gemäldes »Bestürmung der Schenkenschanz« von Gerrit van Santen (April 1636).
Boss-Verlag 1986, ISBN 3-922384-48-X
zumeist westeuropäschen Gegensätze von Reformation und Gegenreformation, von Nord und Süd, von germanischen und romanischen Wesen schwebte damals auf des Schwertes Schneide. Und zum Teil fielen die eisernen Würfel über ganze Völkerschicksale hier in unserer Heimat, auf clevischem Boden.

Im Jahre 1579 war auf betreiben Wilhelms von Nassau, mit dem Zunamen des Schweigers und zugleich »Gründer der niederländischen Freiheit«, das berühmte Verteidigungsbündnis der sieben niederländischen Provinzen die sog. Utrechter Union, gegen Spanien geschlossen worden. Die darauf erfolgende Ächtung Wilhelms durch den König Philipp II. beantworten die Generalstaaten durch die formelle Aussage des Gehorsams an die spanische Krone, deren Hoheit sie seit 1555 unterstanden hatten. Beiderseits appellierte man jetzt an das Waffenglück. Doch war der Schlachtengott der jungen Republik, die sich aus eigener Machtvollkommenheit, von »Volkes Gnaden« konstituiert hatte, zunächst nicht sonderlich hold. Ja, es drohte ganz die kühnen Holländer, die Land- und Wassergeusen im Stich zu lassen, als Alexander Farnese, der damalige Generalstadthalter der spanisch gebliebenen sog. südlichen Niederlande – das heutige Belgien – im Jahre 1585 nach einer denkwürdigen Belagerung von 13 Monaten, die Schiller ebenso ausführlich wie hinreißend beschrieben hat, die Hochburg nordniederländischer Freiheit und bis dahin ihr zuverlässigster Hort.

Die verbündeten Generalstaaten, jetzt das Schlimmste befürchtend, wandten sich in ihrer Bedrängnis um Unterstützung an die Königin Elisabeth von England, die hohe Protektorin des damaligen Germanentums. Bereitwillig willfahrte die jungfräuliche Königin dieser Bitte der jungen Republik, indem sie ihren Günstling Robert Dudley, Graf von Leicester, mit Geld und Kriegsleuten über den Kanal nach Holland sandte. Dieser englische Lord ist der Gründer der Festung Schenkenschanz.

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