Hochwasser ist für Schenkenschanz normalerweise kein Thema, da es hier fast normal ist, einmal jährlich zur Insel zu werden. Nach dem damaligen Jahrhunderthochwasser von 1926 (16,93 m. ü. NN), wo Schenkenschanz noch ungeschützt in den Rheinfluten unter ging, wurde 1930 die alte Hochwasserschutzmauer errichtet. Damit war Schenkenschanz sicher. Die extremen Hochwasser 1970 (16,23 m. ü. NN) und im Dezember 1993 (16,66 m. ü. NN) ließen die »Schänzer« noch ziemlich kalt. Erst ein gutes Jahr später, Anfang 1995 zeigte sich, dass diese alte Mauer zwar den Fluten noch trotzte, der Ort jedoch keinesfalls sicher war.
Ende Januar / Anfang Februar 1995 stieg das Hochwasser um Schenkenschanz auf 16,94 m. ü. NN und somit auf die letzte Rekordmarke des 20. Jahrhunderts. Dabei zeigte sich, dass die Hochwasserschutzmauer nicht mehr als sicher gelten konnte. An vielen Stellen drang unter dem ungeheueren Druck der Wassermassen, unterhalb und durch die Risse in der Mauer, das Wasser durch. Erstmals in der Geschichte von Schenkenschanz wurde der Ort von amtlicher Seite evakuiert.
Wir geben hier einige Ausschnitte und Bilder aus Presseberichten über dieses Jahrhunderthochwasser am Niederrhein wörtlich wieder.
Vom Hochwasser eingekesselt ist die historische Festungsanlage Schenkenschanz
am Altrhein bei Kleve |
Kreis Kleve. Bricht der Deich vor dem niederländischen Millingen am Rhein, sind auch die Niederungen um Kleve betroffen. Schon am Dienstag wurden die Einwohner von Millingen evakuiert. Die Polizei schützt vor Plünderungen. Auf der deutschen Seite empfahl der Oberkreisdirektor Landwirten in den betroffenen Gebieten, ihre Tiere in Sicherheit zu bringen. Den Einwohnern von Schenkenschanz wurde die freiwillige Evakuierung nahegelegt. Wer evakuierten Bürgern Wohnraum zur Verfügung stellen möchte, kann sich unter den Klever Nummern: 5 08 95 und 44 71 melden. Anke Brod
In Deutschland begann der Rhein zu sinken
DÜSSELDORF (RP/dpa). Während das katastrophale Hochwasser des Rheins gestern in Deutschland erstmals seit einer Woche zu sinken begann, zwingen drohende Deichbrüche die Niederlande zur Evakuierung von immer mehr Menschen – voraussichtlich fast eine Viertelmillion. Gestern abend rief der zuständige Kriesenstab in Tiel weitere 140000 Bürger »dringend« auf, ihre bedrohten Häuser in den Poldern zwischen Nimwegen und Utrecht zu verlassen. Zuvor waren bereits 85000 Menschen bei Nimwegen evakuiert worden. Damit erlebt Holland die größte Aktion dieser Art seit dem Krieg.
Katastrophenalarm besteht weiterhin in Teilen des Kreises Kleve, wo gestern die auf einer Rheininsel gelegene 120-Einwohner-Gemeinde Schenkenschanz vorsorglich geräumt wurde. Die Kreisbehörden sind darauf vorbereitet, kurzfristig etwa 5000 Menschen zu evakuieren, falls in Holland die Deiche brechen sollten. Bis auf den unteren Niederrhein begannen die Pegelstände des Stroms und seiner Nebenflüsse jedoch gestern zu fallen; an Weser und Ems kam der Anstieg ebenfalls zum Stillstand. ...
Bewohner von Schenkenschanz verlassen auf einem Bundeswehr-Ponton ihr umspültes
Heimatdorf |
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