Schenkenschanz und das Hochwasser

Die Rheinische Post von Mittwoch, dem 1. Februar 1995
schreibt im regionalen Teil in einem weiteren Bericht:

Nächtliche Karawanen verließen die Niederung

Von LUDGER DIESTELKAMP

Bollwerk vor dem noch steigenden Hochwasser
Bollwerk vor dem noch steigenden Hochwasser am Dorfeingang von Schenkenschanz

RP-Foto: Gottfried Evers

KLEVE. Selbst die hartgesottenen Insulaner von der historischen Festungsanlage Schenkenschanz bei Kleve haben erstmals vor dem Hochwasser kapituliert. Denn etwa 90 Frauen, Kinder und Senioren haben sich gestern morgen auf einem Ponton von Pionieren der Bundeswehr an Land bringen lassen. Aber 30 Männer und die einheimische Feuerwehr bleiben auf der Insel. Sie wollen Haus und Hof vor den gewaltigen Fluten des Rheins schützen und mit Sandsäcken das unter dem Deichtor aus dem Boden drängende Qualmwasser bekämpfen.

Etwa 5000 Menschen aus der Rheinniederung zwischen Kleve und Kranenburg droht wie den Schänzern die Evakuierung, falls in der benachbarten Region Nimwegen die Deiche brechen. Vorsichtshalber wurden Schulen geschlossen, damit Herbergen für den Katastrophenfall zur Verfügung stehen. ...


 

Die Rheinische Post von Donnerstag, dem 2. Februar 1995
berichtet im regionalen Teil:

Krisenstab: Vor Freitag keine Entwarnung

Das Zittern in der Düffelt geht weiter

Von LUDGER DIESTELKAMP

KREIS KLEVE. Es gibt noch keine Entwarnung. Die 5000 Menschen in den Dörfern der Düffelt müssen immer noch mit einer Evakuierung rechnen. Bis Freitag wird die Lage angespannt bleiben, teilte gestern der Krisenstab der Kreisverwaltung mit. Selbst wenn die beiden Deiche bei Kekerdom und Ooij nicht brechen, besteht für alle Dämme die Gefahr, daß das Hochwasser die Wälle aufweicht. Trotz der quälenden Ungwißheit keimt bei den Bewohnern in der Niederung Hoffnung. Das Zittern geht aber weiter.

Das Hochwasser hat den Scheitelpunkt beim Pegel Emmerich mit 9,84 Meter überschritten – und der Pegel sinkt. Dennoch bleibt der »Katastrophenalarm« bestehen. Deshalb sind die Grundschulen in Kranenburg und Keeken sowie die Kindergärten in Düffelward, Zyfflich und Keeken weiterhin geschlossen. ...

Etwa 100 freiwillige Retter, vor allem Feuerwehrmänner, sind derzeit in der Niederung im Einsatz. Sie opfern häufig sogar ihren Urlaub, und Arbeitgeber stellen ihre Beschäftigten kostenlos für den Einsatz zur Verfügung. Tag und Nacht sind sie häufig im Einsatz, und arbeiten bis an den Rand der Erschöpfung – wie auch die 30 Männer auf Schenkenschanz. Kleves Stadtdirektor Manfred Palmen: »Die Truppe ist zwar übermüdet, hat aber die Lage im Griff.« Die Männer auf der umfluteten Insel pumpen pausenlos Qualmwasser ab und legen Sandsäcke aus. ...

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